Die Weihnachtszeit ist gekommen...der "heilige Geist" auch.
"Auch der Glaube braucht Bilder!" (Beitl: Volksglaube, 1978. S. 5. Zit. nach Jäger)
Was ist der heilige Geist...?
Erscheinung?
Licht?
Rauch?
Unsere eigenen Bezüge zu Symbolen, Bildern oder auch Bräuchen sind nicht unbedingt "eingerostet". Sie unterlagen sehr wahrscheinlich nur einigen Dynamiken, durch die gewisse Dinge, gewisse Bilder bspw., verschwanden. An ihre Stelle, so darf man nicht vergessen, sind andere getreten. Andere Symbole, andere Bilder, andere Bräuche. Hieraus lässt sich begründen, weshalb gewisse Symbole, Bilder oder Bräuche entweder erst gar nicht mehr verstanden werden oder in einer anderen, neuen Interpretation ihre Lösung finden.
So war mir auch neulich "der heilige Geist" neu.
Kein Phänomen.
Kein Licht...obwohl es Licht brauchte, um ihn zu sehen.
Und auch kein Rauch.
Karpfenknochen!
In der Regel ist das Verständnis vom „heiligen Geist“ eindeutig der Kirche und der dort gelehrten Nächstenliebe zugeordnet.
So wird im RDK (Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte) beschrieben, dass der „heilig Geist“ die dritte Person in der Dreifaltigkeit, neben dem Vater und dem Sohn, besteht, und seit frühester byzantinischer Kunst seine Ikonographie in Engelsdarstellungen findet.
(Vgl.
http://rdk.zikg.net/gsdl/cgi-bin/library.exe?e=d-01000-00---off-0rdkZz-web--00-1--0-10-0---0---0prompt-10-TE--4--dreifaltigkeit--Sec---0-1l--11-de-Zz-1---20-p-%5bdreifaltigkeit%5d%3aTE+--01-3-1-00-0-0-11-1-0utfZz-8-00&a=d&c=rdk-web&cl=&d=Dl666.1#mark)
Engel mit Flüglen. Meist in Menschengestalt. Seit dem späten Mittelalter aber auch als abstrakte Wesen und überhaupt in jeglicher Form.
Die Anglophilie ging soweit, dass Engel immer und überall dargestellt wurden, sodass im 19. Jh. beschlossen wurde, die engelsreichen Darstellungen auf ein Minimum zu beschränken. Ich vermute dies zieht sich bis in die Gegenwart, obgleich ich schon von mit Engelstatuen überlaufenden Friedhöfen gehört haben, auf denen die steinernen Todesbegleiter zwar still, jedoch in ihrem großen Aufkommen gleichsam eines Kongresses, vorkommen.
Ihre Funktion war aber nicht nur die Begleitung des Verstorbenen ins Himmelsreich. Ihr Vorkommen stand und steht in der Kunst ebenfalls in thematischen Zusammenhang mit der Eucharistie, der Verehrung von Maria und Heiligen und mit der Darstellung „erbaulichen Inhaltes“ (RDK).
Erbaulich war auch der Zusammenhang, in dem ein kleiner „heiliger Geist“ durch Kinderhände zusammen gebaut wurde. Wo wir nun bei Volkskunst und Volksglaube wären.
Aus Karpfenknochen wurde dieser kleine hlg. Geist, mit ca. Abmaßen von 5 cm x 3 cm, am Weihnachtsabend vor etwa 40 bis 50 Jahren gebaut. Ohne Klebstoff oder andere 'Binde'mittel hält er sich zusammen, rein durch Gewichtsverteilung der einzelnen Bauteile, die da drei wären.

Der Besitzer erzählte mir, zu Weihnachten habe es stets Karpfen gegeben, der, als er noch in der Badewanne schwamm, um recht frisch zu bleiben, dort schon einige kindliche Taufen erhalten hatte. Als er schließlich aber als Festmahl zubereitet gewesen sei, habe man die Knochen des Backens genommen und sorgfältig von des Fisches Fleisch befreit. Sprich: „ausgezuckelt“. Beide Backenknochen des Karpfens hielten als nächstes als Flügel des „heiligen Geistes“ her. Der Körper? Ganz einfach: Dieser war der erste Wirbel der Wirbelsäule und die daran angewachsenen Rippen, welche die Arme oder Beine darstellten. Nun setzte man die drei Teile zusammen, immer bedacht darauf, dass sie im Gleichgewicht halten, band ein Fädchen darum und hängte den so entstandenen heiligen Geist an der Lampe über dem Tisch auf.
Gesegnetes Weihnachten!